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Das Antibiotikum Gentamicin zeigt im Laborexperiment bei Herlitz-JEB Zellen therapeutisches Potenzial

Neue wissenschaftliche Publikation mit EB-Haus Beteiligung

In einer kürzlich im Fachjournal PNAS veröffentlichten Studie haben Wissenschaftler aus den USA, mit Unterstützung von Kollegen aus Italien und dem EB-Haus untersucht, wie das Antibiotikum Gentamicin auf Hautzellen von Patienten mit junktionaler EB vom Typ Herlitz (H-JEB) wirkt.

H-JEB ist eine besonders schwere Form der JEB, die durch Laminin-Mutationen hervorgerufen wird. In 95 % aller Fälle handelt es sich dabei um eine sogenannte STOP-Mutation, die dafür verantwortlich ist, dass es bei der Produktion des Laminin Proteins zu einem vorzeitigen Abbruch kommt, und somit kein funktionsfähiges Protein entstehen kann. Aus einer kürzlich veröffentlichten Studie an einer kleinen Gruppe von rezessiv dystrophen EB-Patienten ist bereits bekannt, dass lokal appliziertes Gentamicin die Hautzellen dazu bringt, STOP Mutationen zu übersehen (Woodley et al, 2017). Somit kann vorher fehlendes Proteins produziert und infolge der Zusammenhalt der Hautschichten gefördert werden.

Nun haben die Wissenschaftler untersucht, ob diese Form der Therapie auch bei H-JEB Erfolg bringen könnte. Hierfür wurden isolierte H-JEB Hautzellen, die unterschiedliche STOP Mutationen aufwiesen, mit Gentamicin behandelt. Als Resultat konnte in allen Zellen bis zu 6 Wochen lang Laminin Protein nachgewiesen werden, dessen Menge allerdings je nach Art der vorhandenen STOP Mutation variierte.

Um zu zeigen, dass der Effekt spezifisch auf Gentamicin zurückzuführen war, wurden die Zellen mit 4 weiteren Substanzen behandelt, die ebenfalls STOP-Mutationen unschädlich machen können. Keine der Substanzen erreichte einen ähnlichen Effekt auf die Laminin-Produktion. In weiteren Versuchen wurde aus den Zellen im Labor künstliche Haut gezüchtet, in der erst nach Gentamicin-Behandlung Laminin zwischen Ober- und Unterhaut - ähnlich wie in gesunder Haut - nachgewiesen werden konnte.

Diese Ergebnisse erscheinen vielversprechend und zeigen das Potential für Gentamicin zur lokalen Behandlung der Haut von H-JEB Patienten mit bestimmten STOP-Mutationen. H-JEB Symptome beschränken sich allerdings nicht nur auf die Haut sondern betreffen auch innere Organe. Um eine dauerhafte Linderung der Symptome mittels Gentamicin zu erzielen, müsste dieses lebenslang z.B. in Tablettenform oder als Infusion verabreicht werden. Dabei gilt allerdings besondere Vorsicht, da Gentamicin bei Langzeitanwendung zu schwerwiegenden Nebenwirkungen wie irreversiblen Hörschäden und Nierenversagen führen kann.

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