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Ein computerunterstütztes Screening von Medikamenten gegen aggressive Hauttumoren bei RDEB

Neue wissenschaftliche Publikation aus der EB-Haus Arbeitsgruppe Wally

Der größte Risikofaktor für die Entstehung von Plattenepithelkarzinomen (PLECA) der Haut ist das UV-Licht. Tritt dieser Hautkrebs bei ansonsten gesunden Personen auf, ist er meist gut behandelbar. Im Gegensatz dazu entwickeln RDEB-PatientInnen, denen das Kollagen 7 Protein fehlt, oft besonders aggressive PLECA. Die zugrundeliegenden Mechanismen, die diesen Unterschied ausmachen, sind noch nicht vollständig geklärt, und demnach sind auch die Behandlungsmöglichkeiten unzureichend. Ebenso haben Empfänger von Organtransplantaten (OTR) ein hohes Risiko, aggressive PLECA zu entwickeln, wobei hier ein Zusammenhang mit der langfristigen Gabe von immunsupprimierenden Medikamenten besteht. Obwohl Ursprung und Risikofaktoren für die Entstehung der bösartigen PLECA in den zwei PatientInnengruppen unterschiedlich sind, weisen die Tumore genetische und klinische Ähnlichkeiten auf.  

Leider ist aufgrund der Seltenheit der PLECA in RDEB- und OTR-PatientInnen die Forschung und Entwicklung neuer therapeutischer Mittel eingeschränkt. Daher haben WissenschafterInnen aus dem EB-Haus ein computergestütztes Verfahren (= in silico) angewandt, um Medikamente zu identifizieren, die bereits für andere Krankheiten zugelassen sind und für die Behandlung von PLECA umgewidmet werden könnten (= „Repurposing“ von Medikamenten). Durch das virtuelle Testen einer großen Anzahl von Wirkstoffen gegen PLECA-Tumore, werden Zeit und Kosten für die Entwicklung neuer Medikamente erheblich reduziert.

Die ForscherInnen ermittelten zunächst die genetischen Ähnlichkeiten zwischen OTR- und RDEB-PLECA und verglichen diese mit vorliegenden Daten des Kopf-Hals-PLECA, welche etwas häufiger vorkommen, und ebenfalls aggressiv sind. Die Analysen zeigten, dass bestimmte Moleküle in den Tumorzellen abweichend reguliert sind. Die ForscherInnen stellten die Annahme auf, dass der Einsatz von Medikamenten gegen diese krebsspezifischen Schlüsselmoleküle das Tumorgewebe zerstören könnten. Um ein passendes Medikament zu finden, führten sie eine groß angelegte in silico Suche von öffentlich zugänglichen Wirkstoffbanken durch. So wurden einige Kandidaten identifiziert, die zukünftig als Medikamente gegen PLECA in RDEB eingesetzt werden könnten. Bislang ist dieser Therapieansatz allerdings rein virtuell, und dessen Wirksamkeit muss erst durch weitere Experimente bestätigt werden.
Dennoch ist die hier untersuchte, computergestützte Screening-Methode ein wichtiger Meilenstein für die Entwicklung möglicher Krebstherapien für PatientInnen mit seltenem und besonders aggressivem PLECA.

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